In Berlin-Lichtenberg sind sicherheitsrelevante Unterlagen zum neuen Hauptstadtflughafen BER in Schönefeld auf offener Straße in zwei Müllcontainern entsorgt worden. Die alarmierte Polizei stellte am Montagnachmittag in der Schreiberhauer, Ecke Marktstraße vor dem Victoria-Center in der Nähe des Bahnhofs Ostkreuz die Unterlagen sicher und ließ sie abtransportieren. Zuvor sollen Passanten einzelne Aktenordner mitgenommen haben.
Die Flughafengesellschaft teilte am Dienstag mit, dass sie Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt hat. In einer Pressemitteilung heißt es weiter: „Offensichtlich stammen die Akten aus einem Planungsbüro, das früher für die Flughafengesellschaft arbeitete. Die Flughafengesellschaft unterstützt die Polizei bei der Aufklärung des Falls. Nach erster Einschätzung der Flughafengesellschaft liegt in diesem Fall ein eklatanter Verstoß gegen vertragliche Pflichten und ein Bruch der Vertraulichkeit eines Vertragspartners der FBB vor. Grundsätzlich sind Auftragnehmer der FBB zu sorgfältigem und vertrauensvollem Umgang mit Daten und Informationen verpflichtet. Dies ist vertraglich klar geregelt. Die Flughafengesellschaft wird die Akten nach Übergabe durch die Polizei auswerten und über die weitere Verwendung entscheiden.“
Der Fund könnte die Sicherheit des BER gefährden. Es handelt sich um Unterlagen Baupläne und Planungsberichte, die teils detaillierte Angaben zum Flughafen enthalten, darunter zur Stromanlage, zur Förderanlage, aber auch Schaltpläne und Grundrisse des Terminals. Von den Sicherheitsbehörden und der Flughafengesellschaft wird der Fund – auch mit Blick auf die latente Terrorgefahr – als höchst problematisch eingestuft. Denn die Akten, teils mit dem Logo der Flughafengesellschaft, enthalten für die Sicherheit auf dem BER äußert brisante Angaben. Zudem sind darin nach Tagesspiegel-Informationen Daten und Namen aufgelistet, die unter den Datenschutz fallen. Zugleich sollen die Aktenordner auch Berichte über Terminprobleme auf der Baustelle in den Jahren bis 2010 enthalten.
Die Ermittler vermuten nach den bisherigen Erkenntnissen, dass die Akten aus dem Architekturbüros JSK stammen, das in unmittelbarer Nähe sein Büro hatte. Früher war JSK gemeinsam mit dem Büro Gerkan, Marg und Partner (gmp) Teil der früheren Flughafen-Planungsgemeinschaft PG BBI, die am BER für die Objektüberwachung zuständig und 2012 von den Betreibern nach der geplatzten Eröffnung gekündigt worden war. JSK ging 2013 in Insolvenz. Laut Polizei hatte JSK nun offenbar den Auftrag erteilt, die Unterlagen zu entsorgen. Mit Flughafengesellschaft war vertraglich geregelt, dass die Papier „sachgerecht“ entsorgt, also sicher vernichtet werden müssen.
Quelle: http://www.tagesspiegel.de/berlin/ber-massive-daten-panne-hochbrisante-akten-in-muellcontainern-entdeckt/10090230.html, 24.06.2014