Auf der 17. Pilztagung im Juli 2013 in Bonn gab es u.a. interessante Feststellungen zur Sinnhaftigkeit von Desinfektionen durch Fluten oder Begasen kontaminierter Konstruktionsaufbauten.
Ausgehend von den drei Gefährdungspotenzialen durch Schimmelpilze
- infektiöses Potenzial
- toxisches Potenzial
- allergenes Potenzial
schützen Desinfektionsmittel, durch Inaktivierung der Sporen, nur vor den Infektionen. Das allergene und toxische Material der abgetöteten Biomasse bleibe jedoch erhalten.
Aufgestellt wurde nun die These, dass Schimmelpilze auf eine Desinfektion eine Gegenstrategie entwickeln. Da der Schimmelpilz nie komplett abgetötet werden könne, sei vorstellbar, dass der Pilz auf die Abtötung seiner Sporen mit einer Zunahme der Allergene und Toxine reagiere.
Das Labor Urbanus berichtete in dem Zusammenhang von Untersuchungen, welche die These der „Gegenstrategie“ stützen. Proben, die einer Desinfektion und anschließender Trocknung unterzogen worden waren, hätten nach einem Zeitraum von ein bis vier Wochen wieder die gleiche Aktivität aufgewiesen, wie zuvor. Dieser Versuch sei mehrmals wiederholt worden, mit gleichbleibenden Ergebnissen.
Damit stellt sich die Frage, ob Desinfektionen bei Schimmelpilzsanierungen grundsätzlich zu empfehlen sind, oder ob es in manchen Fällen nicht ausreichend (und in gesundheitlicher Hinsicht sinnvoller) ist, die Sanierung allein auf Trocknung, Absaugung und Feinreinigung zu begrenzen. Das Thema bleibt jedenfalls spannend.
© Henry Pfeifer